Tragweite des Eingriffs in bestehende Bausubstanz unterschätzt
Eine gemeinsame Untersuchung des Bauherren-Schutzbund e.V. (BSB) in Kooperation mit dem Institut für Bauforschung e.V. (IfB) Hannover nahm die Bauqualität bei Um- und Ausbau und Modernisierung unter
die Lupe.
Erstmals lassen sich aus der Analyse von bundesweit 208 Bauvorhaben im Bestand - vorrangig Ein- & Zweifamilienhäuser - Aussagen zur prozentualen Verteilung von Mängeln, ihren häufigsten Ursachen
und ihrem Wertumfang bei privaten Umbau- und Modernisierungsvorhaben treffen. Die Größe der Schäden und der Risiken für private Bauherren ist mit denen beim Hausneubau vergleichbar.
Es besteht erheblicher Beratungsbedarf bei allen am Altbau Beteiligten.
Danach liegen 38 Prozent der Fehler in der Ausführung und 25 Prozent in der Planung, gefolgt von 19 Prozent Bauleitungsfehlern. Mit 11 Prozent sind Materialfehler und mit 7 Prozent unvorhersehbare
Einflüsse doppelt so hoch, wie beim ebenfalls in dieser gemeinsamen Untersuchung analysierten Neubau.
Diese Ergebnisse lassen auf ein erhebliches Qualitätsdefizit bei der Vergabe und Durchführung von Bauleistungen schließen. Nur in geringem Umfang - das zeigt eine aktuelle Umfrage vom
Bauherren-Schutzbund und dem Verband Wohneigentum e.V. - werden Architekten oder Fachingenieure zur Planung herangezogen und zu selten Fachfirmen mit der Bauausführung beauftragt. Anscheinend wird
die Brisanz des Eingriffes in bestehende Gebäudesubstanz unterschätzt und die Möglichkeit für Eigenleistungen der Bauherren überschätzt. Dass hier erheblicher Beratungsbedarf bei Bauherren, Planern
und ausführenden Firmen gleichermaßen besteht, zeigen auch Wertumfang und Verteilung der festgestellten Mängel.
Ganz wie im Neubau: zu viele teure Mängel.
Wohnraum wird immer knapper, der Baubestand immer älter. Gleichzeitig steigen die Ansprüche an die optische, technische und wirtschaftliche Ausführung von Objekten.
Der demografische Wandel stellt uns gerade im Wohnungsbau vor besondere Herausforderungen. Bauen im Bestand wird immer wichtiger. Im Altbaubestand schlummern viele Potentiale. Ob energetische
Sanierung, Umnutzung oder Anbau - die Liste der möglichen Maßnahmen ist lang. Architekten/innen passen die spezifische Gebäudesituation an die individuellen Bedürfnisse der Bewohner an.
Quelle: Bauherren-Schutzbund e.V